Der Ärger bei Tim Stützle wich ganz schnell dem Stolz auf die famose U20-WM und der Vorfreude auf seine Zukunft in der NHL. Das deutsche Eishockey-Toptalent hatte das knappe Aus im WM-Viertelfinale gegen Russland (1:2) in Edmonton nicht verhindern können.
Als Kapitän und bester Akteur einer durch viele Corona-Ausfälle lange dezimierten Auswahl aber verblüffte der 18-Jährige das Mutterland des Eishockeys. «Was für eine unglaubliche Leistung», lobten die Ottawa Senators, die den bisherigen Mannheimer gedraftet und zuletzt auch mit einem NHL-Vertrag ausgestattet hatten.
Durch die Leistungen bei der Junioren-WM mit fünf Toren und fünf Vorlagen in fünf Partien stiegen die Chancen Stützles auf einen sofortigen Kaderplatz bei den Senators. Nur Stunden nach dem Aus in Edmonton war für den Rheinländer bereits ein Flug nach Ottawa gebucht. Dort muss er laut Berichten zwar zunächst in Corona-Quarantäne, danach aber will er auf der weltweit größten Eishockey-Bühne überzeugen. «Hoffentlich kann ich schon diese Saison in der NHL spielen. Das ist zu 100 Prozent mein Ziel, dafür werde ich hart arbeiten», sagte der bisherige Mannheimer.
Kommentatoren und Experten waren bei dem Turnier fasziniert von dem Stürmer, der beim NHL-Draft 2020 an dritter Stelle und damit so früh wie zuvor nur Leon Draisaitl als Deutscher ausgewählt worden war – Draisaitl ist heute ein Superstar und MVP der abgelaufenen NHL-Saison. Stützle traut sich zu, ebenso wie sein inzwischen berühmter Landsmann einzuschlagen.
Bei der U20-WM zeigte er, dass er Verantwortung übernehmen kann. In der Vorrunde führte er das deutsche Team auf den dritten Platz, und das obwohl zum Turnierstart etliche Akteure nach positiven Corona-Tests gefehlt hatten. Beim 5:4 über die Schweiz verzeichnete er zwei Tore und drei Vorlagen und hatte damit entscheidenden Anteil daran, dass Deutschland erstmals in ein U20-WM-Viertelfinale einzog.
Dort war auch gegen Russland die Chance auf den Coup da. Das Tor durch Florian Elias (44. Minute) reichte aber nicht, nachdem Wassili Ponomarjow (10.) und Danil Baschkirow (29.) für den Favoriten getroffen hatten. Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) kämpfte mutig bis zur Schlusssirene, das Happy End aber blieb aus. «Wir haben uns gegenseitig gepusht und motiviert und an diesen Erfolg geglaubt», kommentierte U20-Bundestrainer Tobias Abstreiter. «Die Russen haben gewackelt, wir haben gedrückt und an den Sieg geglaubt.»
«Ich bin einfach unfassbar stolz darauf, wie wir heute gespielt haben, wie wir alle das ganze Turnier über zusammengearbeitet haben», sagte Stützle. «Es war eine Ehre, für Deutschland zu spielen.»