Don Jackson riss beim Überzahl-Tor von Andreas Eder glücklich die Arme in die Höhe – und wenige Minuten später hielt der DEL-Rekordtrainer nach dem Münchner Eishockey-Triumph den Siegerpokal glücklich und emotional berührt in Händen.
In einem engen fünften Playoff-Endspiel besiegte Favorit EHC Red Bull München am Sonntag den starken Herausforderer ERC Ingolstadt mit 3:1 (1:1, 0:0, 2:0). Im goldenen Konfettiregen stemmte Kapitän Patrick Hager den Pokal unter dem Jubel der Fans Richtung Hallendecke. «Wir haben uns endlich belohnt», sagte Hager.
Rechtsaußen Eder erzielte im Schlussdrittel zunächst das 2:1, ehe Filip Varejcka in der 59. Minute das Spiel endgültig mit seinem Treffer ins leere Ingolstädter Tor entschied. Die Gäste hatten da schon Torwart Jonas Stettmer vom Eis genommen, um eine Verlängerung zu erzwingen. Ein sechstes Finalspiel in Ingolstadt gibt es nicht mehr.
«Unglaublich! Wunderschön! Es fühlt sich noch gar nicht real an. Wir feiern jetzt einfach nur. Das letzte Finale ist meist das schwierigste», sagte Fredrik Tiffels bei MagentaSport. 74 Spiele waren es bis zur Krönung der Saison. 2:1, 7:1, 3:4, 3:0 und 3:1 lauteten aus Münchner Sicht die Resultate in der tollen Finalserie zwischen den beiden Clubs aus Oberbayern.
Hartes und intensives Spiel
Für die Münchner war es die erste Meisterschaft nach den Titeln 2016, 2017 und 2018 und danach zwei verlorenen Finalserien. Und für den 66 Jahre alten US-Amerikaner Jackson, einst Meistermacher bei den Eisbären Berlin, war es schon der neunte DEL-Titelgewinn. Der Rekordcoach wischte sich mit einer «Deutscher-Meister»-Siegerkappe auf dem Kopf über die feuchten Augen.
Nach der Siegerehrung gönnte er sich einen Schluck Bier, ehe er mit dem Pokal vor die Anhänger trat. Die Spieler nahmen ihn auf die Schultern, «Don-Jackson»-Rufe hallten durch das Eisstadion. Die Zukunft des Erfolgs-Coaches ist offen. «Jeder Titel ist emotional und unglaublich. Es ist immer ein harter Job», sagte Jackson unten auf der Eisfläche im Jubel um ihn herum. Über seine Zukunft zu sprechen, sei aber jetzt nicht der Zeitpunkt, sagte er.
Vor den 5728 Zuschauern ging es von Anfang an hart und intensiv zur Sache auf dem Eis. Die Ingolstädter wollten mit vollem Körpereinsatz ein sechstes Finale erzwingen. Und der EHC unbedingt vor seinen Fans jubeln, nachdem in der Finalserie 2022 die Eisbären Berlin in München den Titelgewinn perfekt machen konnten. «Wenn in dieser Halle noch mal gefeiert wird, dann sind wir das», sagte EHC-Sportdirektor Christian Winkler vor dem ersten Bully.
Die Ingolstädter begannen nicht abwartend, sondern aggressiv. Ty Ronning traf nach einem Zuspiel, das vom Münchner Torgestänge glücklich vor seinem Schläger landete. Der für seine Leistung beim Münchner Sieg im vierten Finalspiel noch so hochgelobte Nationaltorwart Mathias Niederberger sah da unglücklich aus. Niederberger gelang übrigens nach seinem Wechsel aus Berlin nach München im vergangenen Sommer der Meister-Hattrick. «Wir sind einfach nur glücklich, dass wir gewonnen haben. Es ist überwältigend, dreimal hintereinander Meister zu werden. Es kostet wahnsinnig viel Kraft», sagte der 30 Jahre alte Nationalkeeper.
Ingolstadt wehrt sich – München schlägt spät zu
Münchens Maximilian Kastner weckte sein Team nach dem Rückstand auf: Nach einem harten Check gegen Wojciech Stachowiak musste Kastner auf die Strafbank. Als der Angreifer zurückkam, erzielte er prompt das 1:1 (13.). «Es geht körperlich gut zur Sache, macht aber trotzdem Spaß», kommentierte Kastner in der zweiten Drittelpause. Der 30-Jährige wurde später als MVP, also bester Spieler der Finalserie, ausgezeichnet.
Ingolstadts dritter Torwart, der junge Jonas Stettmer, bewahrte sein Team im Mittelabschnitt mit einigen Paraden vor einem Rückstand, gerade auch in den Unterzahlsituationen. Im Schlussdrittel lief es immer mehr auf die eine entscheidende Aktion zu. Und die kam in einer Überzahlsituation: Rechtsaußen Eder traf nach 51 Minuten und 53 Sekunden ins kurze Eck. Der 26-Jährige krönte sich damit zum Final-Matchwinner. Es war die Entscheidung auch im spannenden Coaching-Duell zwischen Jackson und seinem Ingolstädter Herausforderer Mark French (51).
Dessen Mannschaft agierte auch im letzten Finalspiel auf Augenhöhe, aber zum zweiten Titelgewinn nach 2014 reichte es nicht. «Es ist hart zu akzeptieren», sagte French. «Wir waren nah dran. Eines kann ich versprechen, wir versuchen es nächstes Jahr wieder», sagte Stürmer Daniel Pietta. Er gratulierte fair dem Meister: «München hat eine überragende Saison gespielt.»