Mit dem Rücken zur Bande fühlen sich die Eisbären Berlin offenbar besonders wohl. Schon dreimal war der Titelfavorit in diesen Playoffs um die deutsche Eishockey- Meisterschaft nur noch eine Niederlage von einem K.o. entfernt.
Aber auch am Mittwochabend im zweiten Finalspiel bei den Grizzlys Wolfsburg befreiten sich die Eisbären eindrucksvoll aus dieser Drucksituation. 4:1 (1:0, 2:1, 1:0) hieß es nach einem überzeugenden Auftritt «im Berlin-Stil» (Trainer Serge Aubin). Die Meisterschaft entscheidet sich nun in einer dritten und letzten Partie am Freitag (19.30 Uhr/MagentaSport) in der Hauptstadt.
«Wir haben heute wieder bewiesen, dass wir einen starken Charakter haben», sagte Aubin. Bereits im Viertelfinale gegen Iserlohn und im Halbfinale gegen Ingolstadt verlor seine Mannschaft das erste Spiel und entschied die Serie am Ende trotzdem für sich. «Meine Spieler sollen sich an dieses Gefühl erinnern», sagte der Kanadier. «Es ist noch lange nicht vorbei. Es gibt noch viel Arbeit. Aber ich habe keinen Zweifel, dass wir bereit sein werden.»
Nach der recht einseitigen Angelegenheit in Wolfsburg spricht nun am Freitagabend wieder Vieles für die Berliner. Dass sie den besser besetzten Kader haben, war schon vorher klar. Aber nur drei Tage nach ihrer 2:3-Auftaktniederlage nach Verlängerung wirkten sie diesmal frischer und vor allem: nervenstärker.
Mit dem Druck des Gewinnen-Müssens kamen sie jedenfalls deutlich besser klar als die Grizzlys mit dem Wissen, bereits «eine Pranke am Pokal» zu haben (Wolfsburger Allgemeine Zeitung) und nur noch einen Sieg vom ersten Meistertitel der Club-Geschichte entfernt zu sein. «Die Möglichkeit, Meister zu werden, war vielleicht schwierig für uns», räumte Wolfsburgs Trainer Pat Cortina ein. Bei den Berlinern dagegen hatte Aubin «von Anfang an das Gefühl, dass wir locker waren. Die Stimmung war gut. Wir waren aggressiv, wir waren hungrig.»
Der 46-Jährige hatte seinen Spielern nach dem ersten Spiel mit auf den Weg gegeben, dass sie nicht etwa eine Niederlage von einer großen Enttäuschung entfernt seien, sondern «zwei Spiele davon, die Meisterschaft zu gewinnen». Das zeigte Wirkung, das Selbstvertrauen ist groß. «Im nächsten Spiel holen wir uns den Titel», sagte Lukas Reichel, der in der 59. Minute zum 4:1 ins leere Tor traf.
Dass nur ein Sieg zur Meisterschaft fehlt, gilt aber nach wie vor auch für die Wolfsburger. «Wir müssen einfach kompromissloser sein. So wie wir das im ersten Spiel sehr gut gemacht haben», sagte Gerrit Fauser. «Wenn wir das noch einmal abrufen können – und ich bin mir sicher, dass wir das werden – dann geben wir uns auf jeden Fall eine gute Chance, dass wir das Spiel ziehen können.»