Auf eine zünftige Meistersause wollten die Spieler der Eisbären Berlin trotz Ausgangsbeschränkungen und geschlossener Gaststätten dann doch nicht ganz verzichten.
Die ungewöhnliche Party zum 100. deutschen Eishockeytitel begann für die Eisbären im kleinen Kreis schon auf dem Eis nach dem 2:1 (1:1, 1:0, 1:0) im entscheidenden dritten Playoff-Finale gegen die Grizzlys Wolfsburg. «Bring mir mal lieber ein Bier», forderte Berlins Siegtorschütze Leo Pföderl (24. Minute), nachdem er bei seiner persönlich ersten Meisterschaft die obligatorische Sektdusche genießen durfte.
«Beim Feiern haben wir immer einen guten Job gemacht», jubelte der Olympia-Silbergewinner von 2018 weiter, musste sich aber auf einen eher kleinen Rahmen einstellen. «Mit Abstand auf jeden Fall, würde ich sagen», meinte Teamkollege Marcel Noebels, der zum Spieler des Jahres in der Deutschen Eishockey Liga gekürt worden war.
Nach der achten deutschen Meisterschaft des ehemaligen Serien-Champions der DEL fehlte vieles von dem, was eine Titelparty in normalen Zeiten ausmacht. Wie schon in der gesamten Saison, die in einem völlig ungewohnten Format ausgetragen worden war, fehlten unter anderem die Fans am Freitagabend auf den Rängen. «Es war eine ganz aufregende Saison», sagte Noebels zu den Umständen der Spielzeit, deren Start im vergangenen Jahr zweimal verschoben worden war.
Dass Spiele ohne Zuschauer ausgetragen werden, war für die 14 DEL-Clubs angesichts deren Abhängigkeit von Spieltagseinnahmen lange Zeit undenkbar. «Wir müssen allen danken, die das möglich gemacht haben. Das war wirklich nicht einfach», sagte Nationalstürmer Noebels. Den entscheidenden Schritt zum Start kurz vor Weihnachten machten die Spieler durch ihren teils gehörigen Verzicht auf Gehalt.
Wohl auch deshalb waren die Profis besonders stolz auf den Titel. Dieser fühle sich «sehr besonders» an, befand Routinier Frank Hördler, der immerhin alle acht Meisterschaften mit den Eisbären erlebte. Diese – stark verkürzten – Playoffs jedoch, meinte der 36-Jährige, «werden mir auch besonders in Erinnerung bleiben».
Anders als sonst waren diesmal nur zwei Siege pro Serie zum Weiterkommen und nun zum Titel notwendig – die Liga musste schnell wegen der nahenden Weltmeisterschaft (21. Mai bis 6. Juni) beendet werden und wollte unbedingt wieder einen Meister ausspielen. Vor einem Jahr hatte die DEL die Saison noch vor den Playoffs ohne Meister-Kür abgebrochen.
Dass die Eisbären nun den Titel holten – und dass vor allem gegen Außenseiter Wolfsburg im Finale gespielt wurde – lag möglicherweise auch an dem ungewohnten Format. Die größten Titel-Favoriten (München und Mannheim) räumten jeweils Eisbären-Gegner im Halbfinale (Ingolstadt) und Finale (eben Wolfsburg) aus dem Weg.
Glücklich ist der Titel aber keinesfalls. Zum einen setzten sich die Berliner gegen die Favoriten-Bezwinger durch, zum anderen überzeugte die Art und Weise dabei. In allen drei Playoff-Serien – schon gegen Iserlohn im Viertelfinale – verloren die Eisbären das erste Spiel der Serie und standen vor dem Aus, bewiesen aber große Moral- «Es hat aber keiner irgendwie den Kopf hängen gelassen», sagte Kapitän Hördler. «Irgendwann merkt man, dass man eine Familie ist, dass es nur zusammen geht», meinte Noebels.