Die 100. Jubiläumsmeisterschaft im deutschen Eishockey feierten die Eisbären Berlin zunächst notgedrungen fast allein.
Nach dem 2:1 (1:1, 1:0, 0:0) im entscheidenden dritten Playoff-Finale gegen die Grizzlys Wolfsburg fehlten Bierduschen auf den Rängen, es gab keine Sprechchöre und keinen Enthusiasmus der Fans. Zu hören auf dem Eis waren lediglich die jubelnden Spieler, von denen nach der achten Berliner Meisterschaft seit 1995 die gesamte Last der ungewöhnlichen Corona-Saison abfiel.
«Ich bin einfach nur froh, dass wir es irgendwie geschafft haben», sagte der überglückliche Siegtorschütze Leo Pförderl (24. Minute) nach seiner persönlich ersten Meisterschaft bei Magentasport. Ein weiterer Treffer von Mark Olver (2.) machte den einstigen Serienmeister, der acht Jahre lang auf einen Titel warten musste, nach einem Jahr ohne Meisterkür in der Deutschen Eishockey Liga wieder zum Champion – ohne Zuschauer. Im vergangenen Jahr hatte die Liga die Saison zum Beginn der Coronavirus-Pandemie vor dem Beginn der Playoffs abgebrochen. «Megageil», jubelte Nationalstürmer Marcel Noebels, der ebenfalls zum ersten Mal deutscher Meister wurde. «Es war eine ganz aufregende Saison. Wir müssen allen danken, die das möglich gemacht haben. Das war wirklich nicht einfach.»
Wolfsburg war lediglich durch Mathis Olimb (3.) erfolgreich und ging auch bei der vierten DEL-Finalteilnahme leer aus. Das Team von Ex-Bundestrainer Pat Cortina hatte nur das erste Playoff-Endspiel am vergangenen Sonntag (3:2 nach Verlängerung) gewonnen. Wie schon im Viertel- und Halbfinale kam Berlin aber auch im Finale mit zwei Siegen zurück. Schon am Mittwoch hatten die im Duell zweier Außenseiter favorisierten Eisbären mit 4:1 in Wolfsburg triumphiert.
Das Entscheidungs-Match begann intensiv und war ausgeglichen. Wolfsburg drückte zunächst, doch Berlin traf. Olver brachte die Eisbären mit dem ersten Berliner Torabschluss überhaupt in Führung, doch die Grizzlys glichen schon 25 Sekunden später wieder aus. Allerdings hätte das erste Playoff-Tor von Olimb nicht zählen dürfen. Zuvor hatte Wolfsburgs Valentin Busch seinen Helm verloren, aber trotzdem den Puck verbotenerweise weiter gespielt. Das Schiedsrichter-Gespann Andre Schrader und Marian Rohatsch erkannte den Regelverstoß indes nicht und ließ weiterspielen.
Die Partie ging intensiv und auf Augenhöhe weiter. Im wichtigen Duell beider Torhüter machte aber Berlins Nationalkeeper Mathias Niederberger erneut den etwas besseren Eindruck. Im Mittelabschnitt gingen die Eisbären denn auch durch Nationalstürmer Pföderl erneut in Führung und spielten danach konzentriert und diszipliniert weiter.
Im Schlussdrittel versuchten die Grizzlys noch einmal alles und bemühten sich, schneller zum Abschluss zu kommen. Der starke Niederberger im Berliner Tor machte allerdings alles zunichte.
Damit ging auch eine vollkommen ungewöhnliche Saison unter besonderen Umständen zu Ende. Zweimal hatte die DEL im vergangenen Jahr den Saisonstart verschoben, weil die Clubs den Verzicht auf Zuschauereinnahmen zunächst nicht stemmen konnten. Erst als die Spieler auf einen Großteil ihrer Gehälter verzichtet hatten, ging es eine Woche vor Weihnachten in eine stark verkürzte und im Format geänderte Spielzeit los. Ohne Zuschauer wurde fast täglich Eishockey in zwei Gruppen (Nord und Süd) gespielt. Vorrunde und Playoffs wurden verkürzt: Zum Titel und vorab zum Weiterkommen in der Entscheidungsrunde waren nur noch zwei statt vier Siege notwendig.
Auch das war Berlin und Wolfsburg zu Gute gekommen. Wolfsburg hatte im Halbfinale mit zwei Siegen den Top-Favoriten Adler Mannheim ausgeschaltet. Das andere DEL-Topteam EHC Red Bull München war bereits im Viertelfinale gegen Ingolstadt ausgeschieden. Ob die Saison wie geplant im September wieder unter normalen Bedingungen starten kann, ist noch unklar.