Das nicht konkurrenzfähige Italien war noch kein Maßstab, der erste echte Prüfstein für das deutsche Eishockey-Team bei der WM in Riga folgt erst am Samstag.
Nur 20 Stunden nach dem höchsten WM-Sieg gegen Italien beim 9:4 (2:2, 5:0, 2:2) folgt für die ambitionierte Auswahl von Bundestrainer Toni Söderholm schon die nächste – härtere – Aufgabe gegen Norwegen (11.15 Uhr/Sport1). «Ich mache mir da aber keine Sorgen. Ich weiß, dass die Spieler wissen: Heute war heute und morgen ist Norwegen. Das wird ein anderes Spiel», sagte der zufriedene Söderholm nach dem Pflichtsieg gegen die corona-gebeutelten Azzurri.
Beim Kantersieg am Freitag gelang vieles, selbst ein Treffer von Mannheims Matthias Plachta (43. Minute) bei eigener 3:5-Unterzahl. «So etwas sieht man nicht oft», sagte der zweimalige Stanley-Cup-Sieger Tom Kühnhackl, der den Torreigen mit seiner Führung (16.) eröffnet hatte. Der 29 Jahre alte langjährige Nordamerika-Profi hatte sein zuvor letztes Tor für Deutschland im September 2016 erzielt – ebenfalls in Riga. Vor viereinhalb Jahren war es das 3:2-Siegtor im entscheidenden Qualifikationsspiel für Olympia 2018 gewesen, ohne das das Silber-Wunder von Pyeongchang gar nicht möglich gewesen wäre. «Es ist doch völlig egal, wer die Tore schießt, wenn wir gewinnen», meinte Kühnhackl.
Unterschiedliche Torschützen gegen die bemitleidenswerten Italiener gab es jede Menge. Nur Olympia-Silbermedaillengewinner Marcel Noebels von den Eisbären Berlin, der in der Deutschen Eishockey Liga gerade zum zweiten Mal in Serie zum besten Spieler gekürt worden war, traf doppelt (35./39.). «Das war ein wichtiger Sieg. Wir haben vieles positiv gemacht», sagte Noebels, der indes auch vor Norwegen warnte: «Da müssen wir noch besser spielen.»
Die vier Gegentore gegen die Italiener, die nur etwa zur Hälfte aus Vollprofis bestückt sind, waren zu viel. «In der eigenen Zone sind noch Verbesserungen vorzunehmen», kritisierte Kühnhackl.
Insgesamt 15 Corona-Fälle hatte es bei den Italienern im Vorfeld gegeben. Etliche Leistungsträger fehlen noch in Riga. Auch Chefcoach Greg Ireland reist erst aus Südtirol nach, sobald er von seiner Infektion genesen ist. Nach dem überraschenden 2:2 zur ersten Pause, schwanden den Italienern zunehmend die Kräfte. Kapitän Moritz Müller (19.), NHL-Profi Tobias Rieder (25.), Frederik Tiffels (28.), Lukas Reichel (38.) und Leo Pföderl (49.) schossen die weiteren Treffer für die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes, bei der Verteidiger Jonas Müller noch eine Spieldauerdisziplinarstrafe wegen eines Bandenchecks kassierte.
«Wir können alle sehr zufrieden sein mit dem, was wir geleistet haben heute», sagte Söderholm. Der Finne schielt mit seinem Team insgeheim auf einen Coup. Das angestrebte Erreichen des Viertelfinals ist nur ein Minimalziel. Um unter die besten Vier der Vorrundengruppe zu kommen, sollte Deutschland am Samstag nachlegen, was angesichts von zwei Spielen binnen 20 Stunden gegen ausgeruhte Norweger nicht leicht wird. «Ich spüre, dass die Jungs morgen zum Spielbeginn bereit sind», sagte Söderholm aber entschieden. «Die Spieler warten darauf, weiter zu marschieren.»
Wahrscheinlich dürfte der 43 Jahre alte Finne am Samstag auf Mathias Niederberger von den Eisbären Berlin vertrauen. Der beste deutsche DEL-Keeper wurde am Freitag noch geschont. Felix Brückmann von den Adler Mannheim kam zu seinem ersten WM-Einsatz. Nach dem Spiel gegen Norwegen steht schon am Pfingstmontag (19.15 Uhr/Sport1) die dritte Partie in der Vorrunde gegen den 26-maligen Weltmeister Kanada an.