Leon Draisaitls wieder einmal tiefer NHL-Frust weckt Hoffnung auf eine immense WM-Verstärkung für das deutsche Eishockey-Nationalteam.
Dass der Superstar mit den Edmonton Oilers zum wiederholten Male früh in den Playoffs scheiterte und die Chance auf den Stanley Cup schon in der ersten Runde verspielte, macht eine verspätete Anreise nach Riga zumindest theoretisch möglich. Auch Oilers-Teamkollege Dominik Kahun könnte in den Flieger steigen.
«Es wären natürlich Spieler, die jeder Mannschaft gut zu Gesicht stehen würden. Da brauchen wir nicht drüber diskutieren, was die für eine Klasse mit reinbringen würden in der Offensive», sagte der frühere NHL-Profi Korbinian Holzer nach dem 3:1-Coup über Draisaitls Wahlheimat Kanada. Das entscheidende 3:4 in der dritten Verlängerung der Oilers in Winnipeg war gerade ein paar Stunden alt. «Wir würden uns natürlich freuen», bekräftigte Holzer.
Entscheidung muss schnell fallen
Lange hatte der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) ein WM-Teilnahme von Draisaitl, einem der besten Spieler der Welt, nahezu ausgeschlossen. Nun könnten plötzlich zwei NHL-Stürmer das mit drei Siegen furios gestartete WM-Team noch verstärken. DEB-Präsident Franz Reindl drängte: «Da muss jetzt eine Entscheidung in den kommenden Stunden her. Die Trainer reden jetzt mit ihnen.»
Allerdings machen es die Corona-Regeln für WM-Nachzügler in diesem Jahr besonders kompliziert. Nachnominierte Spieler müssen zunächst in Quarantäne und dürfen erst ab dem siebten Tag nach der Anreise spielen – angesichts der wahrscheinlichen Viertelfinal-Teilnahme Deutschlands in der kommenden Woche dürfte sich eine Anreise von Draisaitl und Kahun aber lohnen.
Kahun frischer?
Aber hat Draisaitl nach einer anstrengenden Saison und der großen Enttäuschung auch diesmal die Kraft dafür? «Die mentale Belastung ist wahnsinnig groß bei Leon. Da muss man sehen, wie er sich fühlt», sagte Reindl der Deutschen Presse-Agentur. Der 66-Jährige spekuliert offenbar darauf, dass die Chancen auf eine Lettland-Reise von Kahun größer sind: «Er ist mental wahrscheinlich frischer.»
Der Oilers-Neuzugang kam in den abschließenden beiden Spielen gar nicht mehr zum Einsatz. Draisaitl dagegen trug beim 3:4 am Montagabend (Ortszeit) mit Connor McDavid die meiste Last. «Wir sind eine Gruppe, die mehr von uns erwartet», sagte McDavid nach dem Aus in nur vier Spielen. Es ist seit Jahren das gleiche Problem bei den Oilers: McDavid und Draisaitl ragen heraus, sie waren auch in dieser regulären Saison mit Abstand die besten Punktesammler der Liga. Aber für die Titelchance reichen auch zwei Superstars nicht. Seit 2015 hatte Ausnahmekünstler Draisaitl immer bei der WM gespielt, eben weil die Playoffs für die Oilers immer früh zu Ende gingen.