Selbst in Kanada spürte Olympia-Silbergewinner Dominik Kahun beim aktuellen Eishockey-WM-Team den Geist von Pyeongchang.
Schon während der NHL-Playoffs hielt der 25 Jahre alte Stürmer den Kontakt zu den Nationalspielern in Riga und entschied sich nach dem Saison-Aus der Edmonton Oilers in Winnipeg binnen Minuten für den Trip nach Lettland. «Ich bin sehr, sehr heiß auf diese WM», sagte Kahun müde, aber glücklich.
Bis er bei der Weltmeisterschaft in Riga auch spielen darf, wird aber noch etwas dauern. Frühestens am Montag gegen die USA (15.15 Uhr), eher aber am Dienstag gegen Lettland (19.15 Uhr/beide Sport1) wird es soweit sein. Wegen der Corona-Schutzbestimmungen muss Kahun nach seiner Ankunft am Mittwoch erst drei Tage in Einzel-Quarantäne und dann noch einmal drei Tage in Team-Quarantäne verbringen. «Das ist das Schlimmste für mich, dass ich hier sitze. Ich freue mich, wenn ich endlich zu den Jungs kann.» Denn auch aus der Ferne war ihm bei den bisherigen Auftritten des deutschen Teams etwas aufgefallen.
Olympia-Erinnerungen
«Den Teamspirit merkt man natürlich schon. Der erinnert mich natürlich schon an Olympia», sagte Kahun. «Das war damals die beste Mannschaft vom Zusammenhalt und vom Teamgeist her, in der ich je dabei war.» Und am Ende stand bekanntlich der größte deutsche Erfolg im Eishockey überhaupt, die Silbermedaille von Pyeongchang 2018.
Auch damals war Weltklasse-Stürmer Leon Draisaitl nicht dabei. Der mit Abstand beste deutsche Spieler der aktuellen Generation durfte wie alle NHL-Spieler nicht, weil die nordamerikanische Profiliga ihre Saison nicht unterbrach. Kahun war damals noch in München aktiv.
Diesmal konnte Draisaitl erstmals seit 2015 wegen der Corona-Umstände nicht zur WM kommen. Aufgrund der Quarantäne-Regelung wäre nur ein sofortiger Flug nach dem Playoff-Aus der Oilers infrage gekommen. Anders als sein Teamkollege Kahun stand Draisaitl in Winnipeg aber inklusive Verlängerungen 45 Minuten auf dem Eis – normal sind auch bei Spitzenspielern nur gut 20. Nach dem Saisonende hatte das Oilers-Aushängeschild in Edmonton noch Verpflichtungen, Kahun nicht.
Kahun braucht keine Führungsrolle
Auch Kahun ist in der Lage, das deutsche Spiel besser zu machen. Doch der Leistungsunterschied zum restlichen Team ist nicht so krass wie bei Draisaitl, einem der weltbesten Spieler überhaupt. Wann immer er für das DEB-Team spielt, muss er sich stets erst an das langsamere Niveau seiner Mitspieler anpassen. Kahun ist zudem bereit, sich sofort unterzuordnen: «Führungsspieler haben wir schon genug hier.»
Der Angreifer sieht die Chance, wie 2018 einen Coup zu landen. Zwar sind diesmal etliche NHL-Könner dabei, es fehlen aber die ganz großen Stars. In der WM-Blase haben zudem offenbar einige Top-Nationen Motivationsprobleme. «Jeder hat dieses Jahr eine Chance, etwas zu reißen», befand Kahun. «Wir werden alles dafür tun, so weit wie möglich zu kommen.»
Ganz uneigennützig wäre das nicht. Die WM ist auch eine Bühne für Kahun, der die letzten beiden Playoff-Spiele bei den Oilers außen vor war und nicht weiß, wo er kommende Saison spielt. Sein Vertrag ist ausgelaufen. «Dominik war auch am Ende etwas unzufrieden», verriet DEB-Sportdirektor Christian Künast. «Umso mehr drängt er jetzt darauf, für uns zu spielen.»