Außenminister Heiko Maas befürwortet wegen der massiven Repressionen gegen die Demokratiebewegung, Belarus die Eishockey-WM zu entziehen.
«Wer es ernst meint mit der Solidarität mit Belarus, kann in dieser Lage nicht ernsthaft eine Weltmeisterschaft abhalten wollen», sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der «Funke Mediengruppe».
«Das wäre das größte PR-Geschenk für Lukaschenko und ein verheerendes Signal an die Demonstrierenden. Ich hoffe, dass auch die Organisatoren das einsehen. Das ist keine Frage von politischem Kalkül, sondern von Haltung», sagte Maas (54) in Richtung des Internationalen Eishockey-Verbandes (IIHF).
Die WM soll vom 21. Mai bis zum 5. Juni in Belarus und Lettlands Hauptstadt Riga ausgetragen werden. Lukaschenko, der als «letzter Diktator Europas» gilt, steht wegen schwerer Verbrechen gegen die Menschlichkeit international der Kritik. Die EU erkennt ihn seit der als gefälscht eingestuften Wahl vom 9. August nicht mehr als Präsidenten an. Das EU-Mitglied Lettland lehnte eine gemeinsame WM mit Belarus ab. In Minsk hatte die WM bereits 2014 stattgefunden.
Wegen massiver Polizeigewalt gegen Andersdenkende und mangelnder Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie ist Belarus als WM-Standort höchst umstritten. Bei den Protesten gegen Lukaschenko gab es seit August mehr als 30.000 Festnahmen, Hunderte Verletzte und zahlreiche Tote. Die EU hat Sanktionen gegen den Machtapparat Lukaschenkos verhängt. Eine Entscheidung könnte am 25. und 26. Januar fallen, wenn das Exekutiv-Komitee der IIHF noch einmal über das Problem der WM-Ausrichtung berät.
Zuvor hatten auch andere deutsche Politiker einen Entzug der WM gefordert. «Wer riskiert, dass eine WM zu weiteren Unterdrückungen, Verhaftungen und Folterungen führt, der macht sich mitschuldig», teilten die sportpolitische Sprecherin der Grünen, Monika Lazar, und der Osteuropapolitiker Manuel Sarrazin am Mittwoch mit. Mit einer WM in Minsk würden die Verbrechens Lukaschenkos indirekt legitimiert.