Erstmals seit 1996 gewinnt ein deutsches Eishockey-Team bei einer Weltmeisterschaft gegen die Top-Nation Kanada.
Nach dem 3:1 in Riga sprach Bundestrainer Toni Söderholm über Kampf und Leidenschaft der deutschen Spieler und einen herausragenden Torhüter Mathias Niederberger von den Eisbären Berlin.
Was macht es mit einer Mannschaft, wenn in Unterzahl so viele Schüsse geblockt werden?
Toni Söderholm: Es gibt dir einen Schub Selbstvertrauen. Es verbindet die Spieler miteinander. Es bedeutet unglaublich viel, wie wir auf dem Eis reagieren, was für eine Wertschätzung die Mannschaft hat für die Arbeit des anderen auf dem Eis. Ich habe wahrscheinlich noch nie so ein Spiel gesehen, wo eine Mannschaft so viele Schüsse geblockt hat. Alles komplett weggearbeitet – das war unglaublich zum Anschauen.
Wie stark war heute Torhüter Mathias Niederberger?
Söderholm: Die Schüsse, die die Jungs nicht geblockt haben, hat der Mathias sehr sauber gehalten. Er war ruhig, er war viel gefordert heute. Teilweise sah er schon ein bisschen müde aus, aber er hat das Spiel unglaublich schnell gelesen. Vor allem in Unterzahl war er heute überragend. Ich muss aber Mathias für dieses Spiel loben wie jeden Spieler.
Wieso konnte die Mannschaft nicht für mehr Entlastung sorgen?
Söderholm: Es war nicht unsere beste Leistung. Es war vom Kampfgeist und von der Leidenschaft, vom Stolz und vom Willen eine unglaubliche Leistung. Aber spieltaktisch war es nicht unsere beste Leistung. Wir waren im Spiel mit der Scheibe nicht so konsequent und nicht so aggressiv wie wir gehofft haben. Wir wollten nicht so viele Strafzeiten nehmen. So wird man in diesem Turnier glaube ich kein Weltmeister werden, wenn man so viele Strafzeiten nimmt. Aber wir lernen. Im Endeffekt war es ein wichtiger Lernmoment für uns.
Sie vertrauen immer der gleichen Aufstellung. Wie gelingt es Ihnen, die Feldspieler, die noch nicht im Einsatz waren, bei Laune zu halten?
Söderholm: Wir haben darüber mit allen Jungs vor der WM geredet, ob sie zu 100 Prozent für alle Rollen bereit sind. Die Jungs, die nicht gespielt haben, kriegen ein Erlebnis. Ich glaube, ein Teil der Mannschaft zu sein, in der Phase, in der die Mannschaft jetzt ist und was für eine Stimmung hier herrscht – da kann man die Spieler fragen, ob sie das tauschen würden gegen daheim zu sitzen. Ich glaube, sie sind lieber hier.
Kapitän Moritz Müller hat den Trainerstab gelobt. Er hat gesagt, die Trainer geben das Gefühl, dass Deutschland mitspielen kann. Früher sei Deutschland mit Komplexen zur WM gereist. Wie habt Ihr es geschafft, das der Mannschaft mitzugeben?
Söderholm: Es sind zwei Jahre Arbeit hinter uns. Jetzt kenne ich die Spieler besser. Wichtig ist, dass wir ein Gefühl gefunden haben, dass für diese Spieler alles möglich ist. Man spürt, wie hochmotiviert die Jungs sind.