Toni Söderholm ist nicht mehr Bundestrainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Der 44 Jahre alte Finne bat den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) um eine vorzeitige Auflösung seines erst im vergangenen März bis 2026 verlängerten Vertrages, um ab sofort den Schweizer Club SC Bern zu trainieren.
«Der DEB hat sich entschieden, dem Wunsch entgegenzukommen und die Freigabe zum Wechsel zu erteilen», teilte der Verband mit. Über die Modalitäten der Vertragsauflösung vereinbarten beide Seiten Stillschweigen. Die Suche nach einem Nachfolger beginnt für den DEB bei Null.
«Dadurch, dass es so überraschend gekommen ist, ist ganz klar: Die Findungsarbeit beginnt morgen», sagte Sportdirektor Christian Künast in einer digitalen Medienrunde: «Wir werden ein Anforderungsprofil erstellen, es intern mit allen entsprechenden Gremien bearbeiten und dann mit der nötigen Sorgfalt und auch der nötigen Zeit diese wichtige Position besetzen.»
Namen möglicher Kandidaten wollte Künast, der die Suche nach einem neuen Bundestrainer federführend leitet, daher nicht kommentieren. Der 51-Jährige betonte jedoch mehrmals: «Im Moment ist alles denkbar.» Das betrifft sowohl die Nationalität des Trainers als auch eine mögliche Doppellösung, sollte der Top-Kandidat noch bei einem Club angestellt sein.
«Die vergangenen vier Jahre mit Toni Söderholm waren erfolgreich für den DEB sowie für die Nationalmannschaft. Sehr gerne wären wir den eingeschlagenen Weg mit ihm weitergegangen», sagte DEB-Präsident Peter Merten: «Der Wunsch der Veränderung sowie der täglichen Arbeit mit einer Mannschaft ging von Toni aus. Wir haben uns daraufhin intensiv mit seinem Wunsch beschäftigt und sind letztendlich zu dem Entschluss gekommen, dass wir seinem Wunsch nachkommen werden.»
Söderholm schon als Spieler in Bern aktiv
Söderholm bedankte sich in der Verbandsmitteilung für diese Entscheidung. «Für mich war immer klar, dass ich eines Tages die Herausforderung der täglichen Arbeit im Club suchen möchte», sagte der Finne: «Die Chance, kurzfristig bei einem europäischen Spitzenclub, für den ich selbst gespielt habe, einzusteigen, ist attraktiv.» Als ehemaliger Verteidiger war Söderholm von 2005 bis 2007 für den 16-maligen Schweizer Meister aktiv gewesen. Beim SC trifft er zudem auf den deutschen Nationalspieler Dominik Kahun.
Söderholm hatte seinen Vertrag beim DEB erst im vergangenen Frühjahr bis 2026 verlängert, doch schon davor hatte er mit einem Engagement als Vereinstrainer geliebäugelt. Damals hatte der ehrgeizige Coach offen über die NHL als mögliches Ziel gesprochen.
Silber in Pyeongchang, Rückschlag in Peking
Söderholm hatte Anfang 2019 das Bundestrainer-Amt als Nachfolger von Marco Sturm angetreten, der die deutsche Nationalmannschaft zur sensationellen Silbermedaille bei Olympia 2018 in Pyeongchang geführt hatte. Söderholm setzte dessen Arbeit größtenteils erfolgreich fort, bei der WM 2021 zog die DEB-Auswahl unter seiner Regie sogar bis ins Halbfinale ein. Das frühe Olympia-Aus in diesem Jahr in Peking war jedoch ein unerwarteter Rückschlag. Am vergangenen Wochenende hatte Söderholm mit der Auswahl beim Deutschland Cup alle drei Spiele und damit das Vier-Nationen-Turnier gewonnen, am Schlusstag teilte er den DEB-Bossen seinen Wunsch auf eine Trennung mit.
«Alle Spieler haben mich mit Offenheit empfangen, haben mir Energie, Vertrauen und Zeit ohne ihre Familien geschenkt. Ich bin dankbar, mit diesen starken Persönlichkeiten Zeit verbracht zu haben», sagte Söderholm zum Abschied.
Berns Sportchef Andrew Ebbett sagte: «Toni war als Spieler ein Leader, jetzt ist er es auch als Trainer. Er kann sowohl mit erfahrenen als auch mit jungen Spielern arbeiten und sie entwickeln. Mit seiner Philosophie passt er hervorragend zu unserer Strategie, zu unseren Spielern und zu unserem Staff. Ich bin sehr zufrieden und dankbar, konnten wir mit Toni Söderholm und dem Deutschen Eishockeybund eine Lösung finden.»