Feiernde Fans, Hupkonzerte und Spaliere für Spieler und Trainer: Zumindest im Sauerland bringt der Playoff-Einzug der Iserlohn Roosters etwas Normalität zurück in den Corona-Alltag der Deutschen Eishockey Liga.
Dass die Roosters erstmals seit fünf Jahren wieder im Playoff-Viertelfinale der DEL mitwirken, trieb die Fans auf die Straßen. Hunderte Anhänger bildeten vor der Eishalle mit ihren Autos ein Spalier und feierten das Team.
«Das ist ein großer Erfolg für uns, für den Verein und unsere Fans. Wenn man gesehen hat, was da auf dem Parkplatz los war, das war echt unglaublich», sagte Trainer Brad Tapper den «Eishockey News». Der 42-jährige Kanadier, als Spieler schon 2008 bei der ersten Playoff-Teilnahme des Clubs überhaupt dabei, war erst im Februar nach der Beurlaubung von Jason O’Leary vom Assistenz- zum Chef-Coach aufgestiegen und fing noch die favorisierte Düsseldorfer EG ab.
Dass ein solcher Freuden-Ausbruch indes auch heikel sein kann, verdeutlichte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke. Von nun an sollten die acht Playoff-Teilnehmer Corona-Infektionen noch mehr vermeiden als ohnehin schon. Sollte ein zuständiges Gesundheitsamt ein Team in eine längere Quarantäne schicken, wäre dies in den verkürzten Playoffs wohl gleichbedeutend mit dem Aus. Für eine Verlegung von Spielen gibt es laut Tripcke «keine Chance» mehr. Anders als sonst werden in dieser corona-geprägten Saison die Serien in maximal drei statt sieben Partien ausgetragen.
In Iserlohn verlief aber wohl alles im Rahmen. Selbst die Polizei lobte via Twitter und freute sich mit: «#Iserlohn jubelt: Die Roosters sind im Playoff! Herzlichen Glückwunsch! Wir stehen großen Emotions-Ausbrüchen am Rande solcher Spiele skeptisch gegenüber. Doch diesmal geht unser Lob an die disziplinierten Fans vor der Eisporthalle. Alles gesittet. Großer Sport! Danke! #PolizeiMK»
Außenseiter wie Iserlohn dürfen sich angesichts der verkürzten Playoffs durchaus Hoffnungen auf eine Überraschung machen. Ausrutscher der Favoriten Adler Mannheim (gegen Straubing), EHC Red Bull München (gegen Ingolstadt) und Eisbären Berlin eben gegen Iserlohn sind schwerer als sonst auszubügeln. Nur das Duell Bremerhaven mit Wolfsburg gilt als ziemlich ausgeglichen.
«Wir müssen alle froh sein, dass wir überhaupt spielen können. Ob jetzt ‚best of three‘ oder ‚best of seven‘ – Hauptsache, wir können spielen», sagte Wolfsburgs Nationalmannschaftsverteidiger Armin Wurm bei MagentaSport. Spieler und Clubs kostete es größte Anstrengungen, dass wieder ein Meister ausgespielt werden kann. Im Vorjahr hatte die DEL die Saison vor den Playoffs ohne Meister-Kür abgebrochen.
Ohne Zuschauer sei kein wirtschaftlicher Spielbetrieb möglich. Erst allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, dass ein Jahr ohne Ligabetrieb weitaus geschäftsschädigender sei als eine Spielzeit ohne Zuschauer. Nicht zuletzt durch den teils immensen Gehaltsverzicht der Spieler startete die Liga Ende Dezember doch noch in die ungewöhnlich kurze Spielzeit mit zwei Gruppen und fast täglichen Spielen.
«Die Erleichterung ist da, dass wir so gut durch die Saison gekommen sind», sagte Tripcke nun. Von Normalität sind Liga und Clubs freilich noch weit entfernt. Am schnellsten wiesen darauf die in der Vorrunde gescheiterten Clubs hin. Nach wie vor sind sie erheblich von Zuschauer-Einnahmen abhängig. Allen voran die Kölner Haie, die unter normalen Bedingungen vor rund 13 500 Zuschauern im Schnitt spielen. «So, wie es jetzt ist, stehen wir an 14. Stelle in der Liga, und wenn es keine Normalität mit Zuschauern gibt, können wir das nicht ändern», klagte Haie-Coach Uwe Krupp nach dem Vorrunden-Aus. «Eishockey in der Pandemie kann in Köln nicht funktionieren.» Laut Medienberichten stehen die besten Cracks wieder vor dem Absprung.
Besserung in Form von Planungssicherheit oder gar der Aussicht auf wirkliche Normalität mit Zuschauern ist auch in diesem Jahr nicht in Sicht. «Das ist die große Krux», befand Tripcke. «Im Bereich der Zuschauer ist nichts planbar. Da fischt noch jeder im Trüben.»