Wieder Riga. Wieder gegen die Schweiz. Am Donnerstag soll sich die jüngere deutsche Eishockey-Geschichte gegen den Erzrivalen wiederholen.
Die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes setzt vor dem WM-Viertelfinal-Knaller gegen den Geheimfavoriten Schweiz am Donnerstag (15.20 Uhr/Sport1 und MagentaSport) in der lettischen Hauptstadt auch auf das Nervenflattern der Eidgenossen.
«Der Schweizer freut sich nicht, dass der Deutsche wieder vor ihm steht», unkte Sturm-Routinier Marcel Noebels, der vor zwei Jahren Deutschland ebenfalls in Riga mit einem famosen Trick-Penalty gegen die Schweiz ins WM-Halbfinale geschossen hatte. «Vielleicht mache ich es noch mal», sagte Noebels schmunzelnd.
«Kann schon klappen»
Der aktuelle deutsche WM-Topscorer John-Jason Peterka – vor zwei Jahren ebenfalls dabei – meinte zu den deutschen Spitzen vor dem erneuten Duell: «Vor allem in solchen Turnieren ist die mentale Stärke wichtig. Wenn man sie ein bisschen mental auf den Boden zieht, kann das schon klappen.»
Obwohl die Schweiz mit acht NHL-Stars eine famose WM-Vorrunde gespielt hat und souverän Erster der Gruppe B wurde, ist das Selbstvertrauen im DEB-Team nach vier Siegen in Serie in Tampere groß. Dass die Schweizer besiegbar sind, demonstrierte am Dienstagabend zum Vorrundenabschluss WM-Co-Gastgeber Lettland, der durch das 4:3 nach Verlängerung das Viertelfinalticket löste.
Zwölf Spieler des deutschen Nationalteams, das unter dem damaligen Bundestrainer Toni Söderholm vor zwei Jahren die Schweiz im WM-Viertelfinale niederrang, sind auch diesmal wieder dabei. «Klar hat man das im Kopf, die werden es auch im Kopf haben», befand DEB-Kapitän Moritz Müller. NHL-Stürmer Peterka von den Buffalo Sabres stellte klar: «Natürlich wollen wir es einfach wieder machen.»
«Vergangenheit hat gezeigt, dass wir die Schweiz schlagen können»
Dass die Schweizer Spieler trotz der bislang tollen Vorrunde Deutschland insgeheim fürchten, darf angenommen werden. Gegen die Letten schonten sie einige Stars für das wichtigere Duell am Donnerstag. Wann immer die Schweiz in der jüngeren Vergangenheit in ein K.o.-Spiel gegen Deutschland ging, verlor sie: Vor 2021 war das schon im WM-Viertelfinale 2010 und im Olympia-Entscheidungsspiel um den Viertelfinaleinzug 2018 in Pyeongchang so gewesen.
«Die Vergangenheit hat gezeigt, dass wir die Schweiz schlagen können, auch in entscheidenden Spielen. Das haben wir auch diesmal vor», sagte Kapitän Müller.
Nun sprechen die Voraussetzungen diesmal noch mehr für die Nachbarnation als sonst. Die in Schweizer Medien etwas übertrieben bereits als «bestes WM-Team der Geschichte» bezeichnete Auswahl überzeugte bislang spielerisch und besiegte in der Vorrunde selbst die Top-Nationen Kanada und Tschechien.
«Sie sind Gruppensieger geworden, sie haben eine überragende Mannschaft. Sie haben das große Ziel, Weltmeister zu werden», sagte der beim SC Bern aktive Stürmer Dominik Kahun, der als Team dagegen halten will: «Wir haben eine super Mannschaft, wir halten zusammen – das entscheidet solche Spiele.»
Souverän gegen schwächere Teams
Neben dem Einzug ins Halbfinale geht es für Deutschland um die direkte Olympia-Qualifikation, die im Fall eines Siegs wohl perfekt wäre. Damit hätte Söderholm-Nachfolger Harold Kreis gleich bei seiner WM-Premiere beide ambitioniert vom DEB-Vorstand formulierten Ziele erreicht.
Die erste Vorgabe – der Einzug ins Viertelfinale – gelang nach den unglücklichen Auftaktpleiten trotz guter Leistungen gegen die Top-Nationen Schweden (0:1), Finnland (3:4) und die USA (2:3) dank teils deutlicher Siege in den folgenden Spielen gegen Dänemark (6:4), Österreich (4:2), Ungarn (7:2) und Frankreich (5:0). So souverän hatte gegen die vermeintlich schwächeren Gegner noch keine DEB-Auswahl unter Kreis‘ Vorgängern in den vergangenen Jahren gespielt.
Niederberger: «Mannschaft ist Spitzenklasse»
«Jedes Spiel, auch wenn es die Niederlagen am Anfang waren, hat uns gezeigt, wie gut wir sind. Die Mannschaft ist Spitzenklasse», sagte Torhüter Mathias Niederberger über das von Kreis ohne 15 verletzte Leistungsträger zusammengestellte Team.
«Mit unserer Truppe, mit unserem Willen, mit unserem Können und unserer Geschlossenheit wird das ein sehr gutes Spiel werden», kündigte Kreis selbst an. «Die Schweizer werden das Spiel bestimmt nicht diktieren. Wir werden schon auf Augenhöhe gegen die antreten.»
Der Trainer-Routinier war 2010 beim Viertelfinal-Sieg in Mannheim Co-Trainer vom damaligen Bundestrainer Uwe Krupp. Auch für Kreis darf sich Geschichte wiederholen.