Im Eishockey wird am heutigen Freitag zum 100. Mal ein deutscher Meister ermittelt. Im dritten und letzten Finalspiel in dieser Saison stehen sich die Eisbären Berlin und die Grizzlys Wolfsburg in der Arena am Ostbahnhof gegenüber (19.30 Uhr/ MagentaSport und Sport1).
«Ich glaube einfach, dass wir den größeren Willen haben. Wir haben im letzten Spiel gezeigt, wenn wir alles rausholen und Gas geben, dass es schwierig wird für Wolfsburg», sagte der Berliner Olympia-Zweite Jonas Müller. Vor dem 4:1 am Mittwoch hatten die Niedersachsen mit ihrer konsequenten Defensivtaktik alle vier Hauptrundenspiele und das erste Finalduell gewonnen.
Ein Überblick über die Ausgangslage, die Wege zu diesem Showdown und die Historie:
DIE AUSGANGSLAGE: Jedes Team hat ein Spiel der Finalserie gewonnen. Wer den zweiten Sieg holt, kürt sich zum Meister. Das erste Duell der «Best-of-Three»-Serie am vergangenen Sonntag hatte Außenseiter Wolfsburg mit 3:2 nach Verlängerung für sich entschieden und die Berliner damit unter Druck gesetzt. Der frühere Serienchampion meldete sich am Mittwochabend mit einem 4:1 in Wolfsburg zurück und verhinderte eine vorzeitige Meister-Entscheidung. Nach dem souveränen Auftritt von Spiel zwei spricht viel für die Eisbären.
DER WEG VON BERLIN IN DIE FINALSERIE: Die Nord-Gruppe dieser ungewöhnlichen DEL-Saison hatten die Eisbären als Erster beendet. In den Viertelfinal- und Halbfinalserien gegen Iserlohn und Ingolstadt stand der frühere Serienmeister dann jeweils kurz vor dem K.o., weil Spiel eins verloren ging. Das Team entpuppte sich als Spezialist für Comebacks. «Vielleicht soll es dieses Jahr so sein, dass wir das erste Spiel immer verlieren und den Druck brauchen», sagte Müller.
DER WEG VON WOLFSBURG IN DIE FINALSERIE: Auch die Niedersachsen des früheren Bundestrainers Pat Cortina drehten jeweils die Playoff-Serien gegen Bremerhaven und die Adler Mannheim. Insbesondere der Erfolg im Halbfinale über die Mannheimer mit dem früheren Wolfsburg-Trainer Pavel Gross kam überraschend. Mannheim galt als Topfavorit auf den Titel. Die Wolfsburger, nur Dritter der Nord-Gruppe, entwickelten sich zu Spezialisten für knappe Siege.
DIE BEDEUTUNG DES TITELS FÜR DIE EISBÄREN: Für die Berliner wäre es der erste Titelgewinn seit 2013. Zwischen 2005 und 2013 hatten die Eisbären die DEL geprägt und sieben Mal die Meisterschaft gewonnen. Mit einem Sieg jetzt gegen Wolfsburg wäre der Hauptstadt-Club mit dann acht DEL-Titeln wieder alleiniger Rekordchampion. Derzeit teilen sich die Eisbären die Bestmarke mit Adler Mannheim. «Wir haben uns die Gelegenheit verdient. Es war eine lange Reise. Es ist Zeit, es abzuschließen», meinte Trainer Serge Aubin.
DIE BEDEUTUNG FÜR DIE GRIZZLYS: Wolfsburg stand 2011, 2016 und 2017 im Endspiel und verlor jeweils. Mit einem erneuten Auswärtscoup würde Wolfsburg nun den ersten Meistertitel feiern. Es wäre die größte Überraschung seit dem Titel für den ERC Ingolstadt 2014. Ein bemerkenswerter Erfolg wäre es auch für Coach Cortina. Der Italo-Kanadier ging 2013 als erster Bundestrainer in die Geschichte ein, der mit dem deutschen Nationalteam die Olympia-Qualifikation verpasste. Dass er sich vom gescheiterten Bundestrainer zu einem Meistercoach entwickeln könnte, war nicht abzusehen.