Wieder Riga, wieder ein hart erkämpfter Triumph: Knapp fünf Jahre nach dem Grundstein für den olympischen Silber-Erfolg darf Deutschland erneut von einem Eishockey-Coup träumen.
Nach dem knappen 2:1 (2:0, 0:1, 0:0) in Riga gegen den von immerhin knapp 1000 Zuschauern angeheizten WM-Gastgeber treffen Deutschlands Eishockey-Cracks nun im Viertelfinale auf die Schweiz. Damit werden Erinnerungen an die Heim-WM 2010 wach, als die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bunds die Eidgenossen im Viertelfinale bezwang und am Ende überraschend Vierter wurde. Es ist die bis heute beste deutsche WM-Platzierung seit Silber 1953.
Steigerbare Leistung
Dennoch muss das deutsche Team vor allem in der Offensive wieder deutlich zulegen. Insbesondere das Überzahlspiel erscheint noch arg verbesserungswürdig. Die erneute Viertelfinal-Qualifikation gelang dennoch – dank eines perfekten Starts und einer erneut überzeugenden kämpferischen Leistung. «Das wird ein gutes Spiel, wir freuen uns drauf», sagte Angreifer Tom Kühnhackl bei Sport1 und Matthias Plachta meinte: «Wenn du so ein knappes Spiel gewinnst, dann gibt die das sehr viel Energie.»
John-Jason Peterka (4. Minute) und Marcel Noebels (7.) schossen das Team von Bundestrainer Toni Söderholm nach zuvor drei Niederlagen in Serie zum neunten WM-Sieg im 14. Spiel gegen Lettland. Für die Balten traf nur Rodrigo Abols (26.), der Gastgeber muss im Viertelfinale nun zuschauen. Bitter war indes der verletzungsbedingte Ausfall des Olympia-Zweiten Noebels, der im zweiten Drittel vom Eis musste.
Bereits zweimal in der jüngeren Vergangenheit hatte Deutschland zuvor wichtige und enge Entscheidungsspiele gegen die Letten gewonnen. Bei der bislang letzten deutschen Heim-WM 2017 hatte Frederik Tiffels Deutschland im Penaltyschießen zum 4:3-Sieg und damit ins Viertelfinale geschossen. Ein Dreivierteljahr zuvor war der Jubel noch größer gewesen, als Tom Kühnhackl ebenfalls in Riga zum 3:2 im entscheidenden Spiel der Olympia-Qualifikation für Pyeongchang traf und damit das Silber-Wunder 2018 erst möglich gemacht hatte.
Zuschauer sorgen für Stimmung
So frenetisch wie vor knapp fünf Jahren war die Unterstützung der begeisterungsfähigen lettischen Fans diesmal nicht ganz. Dennoch sorgten die gut 900 Zuschauer, die kurzfristig Karten bekommen hatten, für gute Stimmung. «Es macht riesigen Spaß, die Atmosphäre ist super», sagte Torschütze Peterka bei Sport1 zur Rückkehr der Zuschauer. Das Turnier war zuvor wegen der Coronavirus-Pandemie ohne Fans ausgetragen worden, nun waren erstmals welche erlaubt.
Dies schien Deutschland zunächst eher zu beflügeln und die Letten zu hemmen. Das DEB-Team erwischte mit zwei Treffern binnen 204 Sekunden den perfekten Start. Beim ersten Turniertor des 19 Jahre alten Sturm-Talents Peterka zur Führung sah Letten-Keeper Janis Kalnins von Jokerit Helsinki nicht gut aus. Nur gut drei Minuten später überzeugte endlich wieder die Berliner Meisterreihe: Das schöne Zuspiel von Leo Pföderl nutzte Noebels zu seinem dritten WM-Tor und sorgte damit für Ernüchterung beim WM-Gastgeber, dem wie Deutschland schon ein Unentschieden nach regulärer Spielzeit für den Einzug in die K.o.-Runde genügt hätte.
Bürde von drei Niederlagen
Erst ab dem zweiten Drittel machten die Letten wieder mehr Druck und wurden durch den Anschlusstreffer von Abols beflügelt. «Wir haben ihnen das Momentum gegeben und dann kommen sie mit einer Welle nach der anderen. Wir müssen die einfachen Dinge richtig machen», forderte Routinier Korbinian Holzer, kündigte aber selbstbewusst an: «Wir haben das größere Herz und das zeigen wir im letzten Drittel.»
Deutschland war mit der Bürde von drei Niederlagen in Serie in dieses Spiel gegangen. Nach dem WM-Highlight vor gut einer Woche mit dem 3:1 gegen Kanada war die Leistungskurve zunächst nach unten gegangen. So unerklärlich die Leistungseinbruch Deutschlands im Turnier war, war er dies auch im Spiel. Das DEB-Team wurde auch gegen die Letten im Angriff immer ungefährlicher. Mit Glück und Zittern überstanden die Deutschen in diesem Alles-oder-Nichts-Spiel aber die Nervenprobe.