Das Kernland des deutschen Eishockeys fiebert seiner bemerkenswerten Premiere entgegen. Von Freitag (19.30 Uhr/MagentSport) an spielen der EHC Red Bull München und der ERC Ingolstadt um die Meisterschaft.
Eine rein bayerische Finalserie hat es seit Einführung der Playoffs 1980/1981 noch nie gegeben, obwohl die bayerischen Teams die Meistertafel noch bis weit in die 80er Jahre dominiert hatten. «Es wird eine Top-Serie», frohlockte Münchens Nationalstürmer Maximilian Kastner vor dem Duell der beiden besten Hauptrundenteams der Deutschen Eishockey Liga bereits.
Der Top-Favorit aus München startet nach dem fulminanten 7:2 im entscheidenden Halbfinale gegen Wolfsburg mit Rückenwind in seine sechste Finalserie der vergangenen acht Jahre. Dabei soll endlich die erste Meisterschaft seit 2018 für das Team von Trainer Don Jackson herausspringen. Mit seinem dann neunten deutschen Meistertitel könnte der inzwischen 66 Jahre alte US-Coach in eine übergeordnete Rolle im Red-Bull-Imperium wechseln. Seit einiger Zeit gibt es Gerüchte über einen Generationswechsel an der Bande. Dem Vernehmen nach könnte der frühere Bundestrainer Toni Söderholm (44) zu seinem Ex-Club zurückkehren.
EHC mit längerer Pause
Auch wenn der EHC in der Hauptrunde alle vier Spiele gegen Ingolstadt gewann, steht das Jackson-Team in der Best-of-seven-Serie, in der vier Siege zum Titel benötigt werden, vor einer immensen Herausforderung. Der Hauptrundenzweite präsentierte sich in den bisherigen Playoffs bärenstark und sehr variabel. Zudem konnte das vom DEL-Coach des Jahres Mark French betreute Team etwas länger regenerieren. Der ERC machte den Finaleinzug bereits Ostermontag gegen die Adler Mannheim perfekt. «Für uns ist es auf jeden Fall von Vorteil, dass wir nach dieser anstrengenden Halbfinalserie ein bisschen Pause haben und die Jungs ihre Batterien aufladen können», sagte French dem «Donaukurier».
Der studierte Psychologe aus Kanada steht gleich in seiner DEL-Premierensaison vor dem großen Wurf. Mit erstaunlichem Variantenreichtum und von den Spielern gerühmter Kommunikation führte er den DEL-Champion von 2014 zur besten Hauptrunde der Club-Historie. Im Playoff-Halbfinale gegen Mannheim kompensierte der ERC zudem den Ausfall des im Viertelfinale gegen Düsseldorf verletzten Stammkeepers Michael Garteig.
Bärenstarker Reich
Der von einem privaten Schicksalsschlag im Dezember gebeutelte Ersatzkeeper Kevin Reich führte die Schanzer mit bärenstarken Leistungen ins erste Finale seit 2015. «Es ist eine geile Geschichte, dass wir im Finale stehen. Ich habe jetzt einfach Spaß an den Spielen und will mit den Jungs gewinnen», sagte der 27-Jährige, der sich zudem um seinen gelähmten Bruder kümmern muss. Dieser hatte sich Anfang Dezember bei einem Sturz zweimal das Genick gebrochen.
Womöglich hat EHC-Coach Jackson bis Freitagabend auch noch einiges an Arbeit vor sich, um sein Team auf Ingolstadt vorzubereiten. Denn im Eifer des Halbfinal-Triumphs über Wolfsburg verblüffte sein Stürmer Kastner am Mittwoch bei MagentaSport mit der Aussage, Ingolstadt spiele «ähnlich wie Wolfsburg». Angesichts des doch eher simplen und giftigen Stils der Niedersachsen glich dies eher einer Beleidigung für das variantenreiche und spielerisch wie taktisch anspruchsvolle Spiels Ingolstadts.