Im erneut tiefen NHL-Frust nimmt Leon Draisaitl die Herausforderung der Eishockey-Weltmeisterschaft diesmal nicht in Angriff.
Wenige Stunden nach dem überraschend deutlichen Playoff-Aus der Edmonton Oilers sagte Deutschlands Sportler des Jahres seine WM-Teilnahme in diesem Jahr ab. «Für Leon Draisaitl tut es mir leid, dass er diesmal nicht dabei sein kann, dafür haben wir vollstes Verständnis», sagte der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, Franz Reindl, nach den vier Niederlagen der Oilers in nur vier Spielen. Dafür setzte sich Draisaitls Teamkollege Dominik Kahun, der in den vergangenen beiden Spielen für Edmonton nicht mehr zum Einsatz kam, in den Flieger nach Riga.
«Dominik hat signalisiert, dass er unbedingt zur WM kommen möchte. Mit seiner Schnelligkeit, seinen technischen Fähigkeiten und der NHL-Erfahrung kann er unserem Spiel noch einmal ein besonderes Element geben. Dass er so schnell ins Flugzeug steigen kann, war der ausschlaggebende Grund», sagte Bundestrainer Toni Söderholm zur Anreise Kahuns, der angesichts der Corona-Schutzbestimmungen erst Anfang kommender Woche für Deutschland auflaufen kann.
Keine schnelle Anreise möglich
Aus organisatorischen Gründen war eine schnelle Anreise Draisaitls, der am Montag in die dritte Verlängerung gehen musste, ehe das Aus kam, nicht möglich. «Daher haben wir miteinander beschlossen, dass er nicht nach Lettland reist. Er hat sich für unser Interesse bedankt und wünscht der Mannschaft ganz viel Erfolg», sagte Söderholm. Draisaitl fehlt damit erstmals seit 2015 wieder bei einer WM.
«Es wären natürlich Spieler, die jeder Mannschaft gut zu Gesicht stehen würden. Da brauchen wir nicht drüber diskutieren, was die für eine Klasse mit reinbringen würden in der Offensive», hatte der frühere NHL-Profi Korbinian Holzer nach dem 3:1-Coup über Draisaitls Wahlheimat Kanada noch geunkt. Das entscheidende 3:4 in der dritten Verlängerung der Oilers in Winnipeg war gerade ein paar Stunden alt.
Kahun mental frischer
Offenbar fehlte bei Draisaitl nach einer anstrengenden Saison und der großen Enttäuschung diesmal die Kraft. «Die mentale Belastung ist wahnsinnig groß bei Leon», sagte Reindl der Deutschen Presse-Agentur. Der 66-Jährige hatte zuvor bereits spekuliert, dass die Chancen auf eine Lettland-Reise von Kahun größer seien: «Er ist mental wahrscheinlich frischer.»
Der Oilers-Neuzugang kam in den abschließenden beiden Spielen gar nicht mehr zum Einsatz. Draisaitl dagegen trug beim 3:4 mit Connor McDavid die meiste Last. «Wir sind eine Gruppe, die mehr von uns erwartet», sagte McDavid nach dem Aus in nur vier Spielen. Es ist seit Jahren das gleiche Problem bei den Oilers: McDavid und Draisaitl ragen heraus, sie waren auch in dieser regulären Saison mit Abstand die besten Punktesammler der Liga. Aber für die Titelchance reichen auch zwei Superstars nicht.