Binnen einer Woche will der Eishockey-Weltverband IIHF entscheiden, wo die Weltmeisterschaft im Frühling ausgetragen wird. Am 18. Januar hatte das Exekutiv-Komitee der IIHF Co-Gastgeber Belarus die WM «aus Sicherheitsgründen» entzogen.
Zuletzt waren die internationalen Proteste wegen der Machenschaften von Machthaber Alexander Lukaschenko zu groß geworden. Die WM soll vom 21. Mai bis 6. Juni stattfinden. Ursprünglich waren das lettische Riga und das belarussische Minsk als Spielorte geplant. «Die IIHF prüft drei Optionen: Lettland alleine, Lettland mit der Slowakei und Dänemark mit Lettland», sagte Wladislaw Tretjak, Präsident des russischen Eishockey-Verbandes der Nachrichtenagentur TASS nach der IIHF-Entscheidung. Auch nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bleibt Riga in jedem Fall Spielort.
«Für uns ändert sich so oder so erstmal nichts», sagte der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, Franz Reindl, der dpa. Das deutsche Team sollte seine Vorrundenspiele in Riga austragen. Eine WM nur in Riga gilt momentan als wahrscheinlich, da dies mit den wenigsten Reisen inmitten der Coronavirus-Pandemie verbunden wäre.
Infrastrukturell und organisatorisch gilt eine WM nur in Riga als unproblematisch. Lettlands Regierungschef Krisjanis Karins schloss dies in einem Interview der Tageszeitung «Diena» nicht aus. Dazu gebe es aber noch offene Fragen, besonders die Finanzierung.
Unklar sind auch die finanziellen Folgen, die wegen des WM-Entzugs aus Belarus nun auf die IIHF zukommen. Der Weltverband beruft sich auf seine eigenen Statuten. Diese böten «die Möglichkeit, eine WM aus einem Gastgeberland zurückzuziehen, wenn Grund zur Sorge besteht, dass das Wohlergehen oder die sichere Bewegungsfreiheit der Spieler, Offiziellen, Zuschauer und Medien gefährdet ist».
Trotz des Verweises auf die Statuten rechnet die IIHF nun mit finanziellen Forderungen von Lukaschenko. Ein WM-Boykott vom belarussischen Verband befürchtet die IIHF aber nicht. Zuletzt hatte 2014 eine WM in Minsk stattgefunden. Damals waren internationale Proteste im heutigen Maße ausgeblieben.
Die oppositionsnahe Athletenvereinigung Belarusian Sport Solidarity Foundation sprach derweil auf Facebook von einer «klugen Entscheidung», die Belarus und der Welt «den Glauben an Gerechtigkeit und universelle Werte zurückgegeben» habe. «Das ist eine hervorragende Entscheidung, die den Stolz des Diktators verletzen und zeigen wird, dass die Menschenrechtssituation in Belarus in Europa nicht ignoriert wird», erklärte der belarussische Menschenrechtsaktivist Ales Beljazki laut einer Mitteilung der Right-Livelihood-Stiftung.