Die Grizzlys Wolfsburg haben die Chance auf ihre Titel-Premiere und können sich am Mittwoch zum 100. deutschen Eishockey-Meister küren.
Dank des hart erkämpften 3:2 (0:0, 1:0, 1:2) nach Verlängerung am Sonntag bei den leicht favorisierten Eisbären Berlin fehlt dem niedersächsischen Überraschungsfinalisten nur noch ein Sieg. Nach einem furiosen Schluss der regulären Spielzeit, in der die Wolfsburger zweimal die Führung hergaben, schoss Julian Melchiori (78.) die Niedersachsen in der Overtime zum Sieg und sicherte ihnen die Möglichkeit auf die Titel-Sause in der eigenen Arena.
Es sei «ein Traum», meinte Melchiori, der in der entscheidenden Szene gleich mehrere Berliner ausspielte und die Partie entschied bei MagentaSport: «Was mit uns gerade passiert, darüber kann man ein Buch schreiben.» Die Grizzlys hatten in der Hauptrunde bis zum vorletzten Spieltag um die Qualifikation für die Playoffs bangen müssen, nun könnte diese ungewöhnliche und verkürzte Saison im Eiltempo mit einem Coup enden. «Es ist noch nicht vorbei, es ist noch Arbeit zu tun, aber wir sind unserem Ziel einen Schritt näher gekommen», sagte Melchiori.
Sollte am Mittwoch keine Entscheidung fallen, würde ein entscheidendes drittes Finalspiel am Freitag in Berlin ausgetragen. Für die Wolfsburger Tore in der regulären Spielzeit hatten der Olympia-Zweite Gerrit Fauser (34.) und Garrett Festerling (58.) gesorgt. «Das war ein gutes Eishockey-Spiel, ein großes Kompliment an beide Mannschaften», sagte Wolfsburgs Trainer Pat Cortina: «Wir müssen jetzt wieder Energie finden. Das war viel Eishockey in den letzten 20 Tagen. Regeneration ist jetzt sehr wichtig.»
In einem am Ende packenden ersten von maximal drei Duellen drehten die Berliner spät auf und retteten sich famos in die Verlängerung. Der Olympia-Zweite Marcel Noebels (54.) und Zachary Boychuk 38 Sekunden vor dem Schluss der regulären Spielzeit glichen zweimal aus. Doch das war am Ende zu wenig. Die Eisbären von Trainer Serge Aubin müssen das Auswärtsspiel gewinnen, um sich die Chance auf den Gewinn der achten deutschen Meisterschaft und den ersten Titel seit 2013 zu wahren. «Ein Super-Spiel. Jeder Zentimeter ist umkämpft», urteilte Berlins Leistungsträger Noebels bei «MagentaSport» vor der Verlängerung und räumte ein: «Um ehrlich zu sein, haben wir die ersten 40 Minuten nicht unsere beste Seite gezeigt.»
Das Überraschungsfinale gegen Mannheim-Bezwinger Wolfsburg begannen die Eisbären abwartend und nicht auf dem Niveau des Halbfinalserie gegen den ERC Ingolstadt. Die Wolfsburger dagegen bewiesen einmal mehr ihre Qualität in der Defensive. Torhüter Dustin Strahlmeier war ein sicherer Rückhalt ebenso wie Nationaltorhüter Mathias Niederberger, der einen höheren Rückstand der Berliner verhinderte.
Im zweiten Drittel machten es sich die Eisbären mit Strafzeiten selbst schwer. Als Verteidiger Ryan McKiernan zum zweiten Mal auf der Strafbank saß, parierte zwar Niederberger zunächst noch glänzend, beim Nachschuss von Wolfsburgs Nationalstürmer Fauser aber war er chancenlos. Bis fünfeinhalb Minuten vor dem Ende sah es danach aus, als könnte dieser eine Treffer reichen. Doch das knappe Ergebnis ließ bis zum Schluss alles offen – und dann wurde es furios. Alle vier Hauptrundenduelle hatten etwas überraschend die Grizzlys gegen das beste Vorrundenteam des Nordens gewonnen. Dreimal musste die Verlängerung oder das Penaltyschießen für die Entscheidung herhalten. Wie auch diesmal.