Erstmals seit 2010 hat Deutschland bei der Eishockey-WM wieder das Halbfinale erreicht. Bundestrainer Toni Söderholm sprach nach dem 3:2 nach Penaltyschießen gegen die Schweiz in Riga über die Bedeutung dieses Siegs.
Marcel Noebels war im Penaltyschießen der entscheidende Schütze. Er hatte sich gegen Lettland verletzt. Wie sehr stand er auf der Kippe?
Toni Söderholm: Die ersten Infos, die ich nach dem Spiel gegen Lettland von Marcel bekommen haben, waren nicht so optimistisch. Heute in der Früh war das Signal sehr positiv. Marcel hat klar signalisiert, dass er bereit ist, zu spielen. Über seinen Move: Eigentlich sollte es mich nicht überraschen, er kommt mit dem Selbstbewusstsein aus der Meisterschaft mit den Eisbären. Man sollte als Trainer wissen, dass sein Selbstbewusstsein auf einem anderen Level ist. Das sieht man in seinem Spiel. Es ist, glaube ich, ungefähr ein Tor, von welchem man eigentlich Briefmarken produziert.
Nach dem Sieg über Kanada hieß es, die Spieler seien zu emotional gewesen. Haben Sie in den vergangenen Tagen eine Entwicklung gemerkt?
Söderholm: Ja, das sieht man ganz klar. Das fängt bei den führenden Spielern an. Das hat der Moritz Müller nach dem Lettland-Spiel sofort gesagt. Ich habe ihm zum Sieg gratuliert. Er hat mir in die Augen geschaut und gesagt: ‚Das reicht nicht‘. Dann ist es unsere Aufgabe, die Jungs vorzubereiten, weil ich weiß, die Jungs haben die Power und die Energie von innen. Da hat man gemerkt, dass der nächste Schritt da ist.
Welche Bedeutung hat der Sieg für Sie als jungen Trainer persönlich?
Söderholm: Ich habe mich eigentlich ziemlich ruhig gefühlt. Es ist schwierig zu sagen, wie wichtig der Sieg für mich persönlich ist. Wir sind jetzt gemeinsam auf einer unglaublichen Reise mit dieser Mannschaft. Es ist ein Privileg, wenn man das miterleben darf, wie eine Mannschaft so zusammenkommt. Das ist der Grund, warum ich als Trainer angefangen habe. Die Power und die Emotionen mitzuerleben, ist einfach unglaublich schön. Dass man einen Teil beitragen kann, dass sie alles opfern, dass sie als Sieger aus einem Spiel rauskommen, das freut mich. Ich bin stolz auf die Spieler, richtig stolz.
Welche Bedeutung hat der Sieg für das deutsche Eishockey und welche Worte haben Sie nach dem Spiel an die Mannschaft gerichtet?
Söderholm: Ich habe zu den Spielern gesagt, dass Deutschland im Turnier bleibt – Top Vier. Diese Mannschaft hat ein Stück Eishockey-Geschichte geschrieben. Ich hoffe, das gibt dem deutschen Eishockey wieder einen Push und zeigt, wie gut die Spieler sich entwickelt haben. Das freut mich, dass die jüngeren Spieler jetzt zeigen, wie gut sie sind. Die Jungs sind sehr, sehr gute Vorbilder für deutsche Eishockey-Junioren. Ich hoffe, das diese Ergebnisse hier bei der WM jeden jungen Eishockeyspieler oder -spielerin pusht, weiter zu trainieren. Weil die Erlebnisse, die du bekommst im Eishockey, sind einfach geil.