Das erste Ziel seiner WM-Premiere ist überraschend souverän erreicht, jetzt soll mit Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis ein neuer Coup gegen den Erzrivalen gelingen.
Nach dem starken 5:0 (2:0, 1:0, 2:0) gegen Frankreich am Dienstag zum Vorrundenabschluss und dem damit endgültig gelösten Viertelfinalticket blickte Kreis voller Zuversicht auf den K.o.-Showdown am Donnerstag gegen die Schweiz. «Wir werden vorbereitet sein. Die Schweizer werden das Spiel bestimmt nicht diktieren. Wir werden schon auf Augenhöhe gegen die antreten», sagte der 64-Jährige entschlossen vor dem Duell mit dem mit acht NHL-Spielern gespickten souveränen Ersten der Gruppe B in Riga.
Noebels ist heiß
Vor zwei Jahren hatte Marcel Noebels Deutschland mit einem trickreichen Penalty ebenfalls in Riga zum Viertelfinalsieg geschossen. «Ich nehme schöne Momente aus der Vergangenheit mit, aber die Jungs haben Bock auf eine neue Geschichte», sagte der 31-Jährige nach dem Sieg gegen Frankreich in Tampere voller Vorfreude: «Ich würde am liebsten schon wieder aufs Eis rausgehen. Der Donnerstag kann gar nicht schnell genug kommen.»
Kein Wunder – immer, wenn es zuletzt darauf ankam, verlor die meist favorisierte Schweiz gegen die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes: Im WM-Viertelfinale 2010, im Olympia-Entscheidungsspiel 2018 auf dem Weg zur Silbermedaille in Pyeongchang und eben 2021. Diesmal ist die Schweiz womöglich noch stärker favorisiert. «Sie haben das große Ziel, Weltmeister zu werden. Dafür tun sie alles», sagte der beim SC Bern aktive Dominik Kahun.
Der Respekt im DEB-Team ist groß, die Zuversicht aber noch größer. «Mit unserer Truppe, mit unserem Willen, mit unserem Können und unserer Geschlossenheit wird das ein sehr gutes Spiel werden», versprach Kreis, der bereits jetzt ein sehr beachtliches WM-Debüt als Chefcoach vorweisen kann. Schon 2010 beim ersten Coup gegen die Schweiz in Mannheim war er als Co-Trainer von Uwe Krupp dabei.
Trainer-Lob vom Goalie
«Harry hat eine sehr große Erfahrung und er hat diesen Weitblick und die Gelassenheit, die strahlt er aus. Er gibt uns Spielern die Verantwortung. Ich glaube, das hilft der Mannschaft, deswegen haben wir auch so eine starke Brust», sagte Torhüter Mathias Niederberger, der sich gegen Frankreich in seinem ersten WM-Spiel überhaupt ohne Gegentor reichlich Selbstvertrauen holte. Obwohl der Münchner Meisterkeeper auch schon den ein oder anderen vermeidbaren Treffer bei der WM kassierte, setzt Kreis in Finnland bislang beharrlich auf seine Nummer eins und wird dafür belohnt.
Auch von schwächeren Spielen einiger Stürmer lässt sich der langjährige DEL-Coach bislang kaum beeinflussen und verzichtete auf größere personelle Veränderungen. Das zahlt sich ebenso aus wie sein Denkzettel für das größte Talent im Kader, den 21 Jahre alten NHL-Stürmer John-Jason Peterka. Den ließ Kreis im letzten Drittel beim 4:2 gegen Österreich am vergangenen Freitag überraschend auf der Bank. Seitdem punktet Peterka verlässlich, traf auch am Dienstag (23.) und ist inzwischen einer der besten Scorer der gesamten WM. Gegen die Franzosen trafen unter anderem auch Frederik Tiffels (16.) und Maximilian Kastner (54.), die trotz meist schwacher Spiele von Kreis stets gestärkt wurden.
Routinier behielt die Ruhe
Nach dem unglücklichen WM-Auftakt mit drei knappen Niederlagen trotz starker Leistungen gegen Schweden (0:1), Finnland (3:4) und die USA (2:3) war der Druck vor dem Alles-oder-nichts-Spiel gegen Dänemark (6:4) immens. Bei einer weiteren Niederlage hätte Kreis und seinem Team die WM komplett entgleiten können. Doch der Routinier behielt die Ruhe und strahlte Zuversicht aus. «Wenn man merkt, dass der Bundestrainer den Druck an sich ranlässt oder unsicher wird, dann überträgt sich das natürlich. Aber Harry war immer souverän in der Situation», lobte Kapitän Moritz Müller.
Es folgten in den Spielen, die gewonnen werden mussten, souveräne Siege wie kaum zuvor bei einer WM. Und das, obwohl Kreis vor der WM 15 Leistungsträger verletzt abgesagt hatten. Auch Weltklasse-Stürmer Leon Draisaitl und Torhüter Philipp Grubauer sagten nach dem Aus in den NHL-Playoffs ab – zwei Topspieler, die Vorgänger Toni Söderholm bei dessen drei WM-Turnieren teilweise zur Verfügung gestanden hatten.