In Bremerhaven werden die Titelträume zum Playoff-Start in der Deutschen Eishockey Liga immer größer. Überhaupt scheint die Zeit vor dem Start der Viertelfinalserien am Wochenende reif für einen Meister, den vor der Saison kaum ein Experte auf dem Zettel hatte.
Während die ewigen Favoriten und finanzstärksten Clubs EHC Red Bull München und Adler Mannheim in der Hauptrunde teils arg schwächelten, ist das Selbstbewusstsein der ehemaligen Außenseiter Bremerhaven, Straubing und Schwenningen vor der entscheidenden Saisonphase immens.
«Bis hierher ist das wirklich eine großartige Saison, wir spielen das beste Eishockey, das ich in Bremerhaven je erlebt habe», sagte DEL-Topscorer Jan Urbas von den Fischtown Pinguins aus Bremerhaven im Interview des «Weser Kuriers» (Freitag). Erstmals überhaupt wurde der vermeintliche Underdog mit einem der offiziell geringsten Liga-Etats Hauptrundensieger.
Gutes Omen für Bremerhaven
Der Nordsee-Club geht mit einem guten Omen in die Playoffs, die für die Pinguins am Sonntag (14.00 Uhr/MagentaSport) gegen den ERC Ingolstadt beginnen. Denn letztmals wurde vor zehn Jahren ein Team Meister, das nicht zum Ende der Hauptrunde Erster war – der ERC Ingolstadt. Damals wie heute startete Ingolstadt als Neunter in die Playoffs. Der aktuelle Vize-Meister quälte sich diesmal nach einer problematischen Hauptrunde durch die Pre-Playoffs und schaffte erst am Donnerstag bei den Kölner Haien den Viertelfinal-Einzug.
Bremerhaven dagegen startet am Sonntag ausgeruht. «Wenn wir so weiterspielen und es schaffen, noch eine Schippe draufzulegen und die allerletzte Energie freizusetzen – dann haben wir mit diesem besonderen Teamgeist, der uns einfach auszeichnet, gute Chancen, etwas zu erreichen», sagte Top-Stürmer Urbas. «Ich glaube an diese Mannschaft.»
Ein Underdog steht auf jeden Fall bereits als Halbfinal-Teilnehmer fest. Denn in einer Viertelfinalserie stehen sich die Straubing Tigers und die Schwenninger Wild Wings gegenüber. Für den Schwarzwald-Club ist es die erste Playoff-Teilnahme seit 28 Jahren.
Auch aus Schwenningen gibt es forsche Töne. «Jeder kann jeden schlagen in den Playoffs», sagte Angreifer Phil Hungerecker der Deutschen Presse-Agentur vor dem Start der Serie am Samstag (16.00 Uhr/MagentaSport). Die Wild Wings setzen vor allem auf das Geschick von Chefcoach Steve Walker, der als Profi mit den Eisbären Berlin eins Dauermeister im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends war. Gerade wurde er in DEL zum Trainer des Jahres gekürt.
Sein Ex-Club aus der Hauptstadt geht als Hauptrundenzweiter von Sonntag (16.30 Uhr/Sky und DF1) an in die prestigeträchtigste und vielleicht interessanteste Serie gegen die Adler Mannheim. «Das ist eine Serie, die man auch im Finale sehen könnte», meinte Berlins Nationalstürmer Marcel Noebels. «Die zwei erfolgreichsten Clubs Deutschlands treffen aufeinander.»
Prestige-Duell bereits im Viertelfinale
Dass es diese Serie überhaupt schon im Viertelfinale gibt, liegt an der bisherigen Schwäche der Adler. Der achtmalige deutsche Meister musste als Hauptrunden-Siebter ebenfalls durch die Pre-Playoffs, absolvierte die gegen Nürnberg aber stark und souverän. «Diese Serie wird die größte Herausforderung der bisherigen Saison. Wir wissen, wie stark die Eisbären die komplette Hauptrunde unterwegs waren. Aber nun beginnt quasi eine ganz neue Saison, was bisher gewesen ist, zählt nicht mehr», sagte Adler-Verteidiger John Gilmour.
Ähnlich wie die Adler setzt auch Titelverteidiger München auf die Gewinner-Mentalität der eigenen Spieler. Denn auch die Hauptrunde des EHC war unter dem neuen Coach Toni Söderholm nach dem Abgang von Erfolgscoach Don Jackson problematisch. «Wir haben Spieler, die Playoffs gewohnt sind, die an den Druck in den Playoffs gewohnt sind. Die sind ehrgeizig», sagte der frühere Bundestrainer Söderholm vor dem ersten Viertefinalspiel am Samstag (19.30 Uhr/MagentaSport) bei den Grizzlys Wolfsburg.
Gespielt wird nun im Best-of-seven-Modus. Das Team, das als Erstes vier Spiele gewinnt, kommt eine Runde weiter. Der neue Meister steht spätestens am 30. April fest. Letztmals vor zehn Jahren hieß der Titelträger nicht Berlin, München oder Mannheim.