Noch ohne NHL-Topstar Moritz Seider hat Deutschlands Eishockey-Nationalteam die WM-Generalprobe drei Tage vor dem Start in Finnland und Lettland verloren. Das Team des neuen Bundestrainers Harold Kreis zog in München mit 3:6 (0:2, 0:1, 3:3) gegen die USA den Kürzeren und erhielt eine Lektion in Sachen Effizienz.
«Ich glaube, das war eine gute Vorbereitung auf das, was kommt. International wird einfach schneller Eishockey gespielt», bilanzierte Frederik Tiffels vom deutschen Meister EHC Red Bull München, zeigte sich aber optimistisch für den Turnier-Start: «Wir freuen uns alle auf die WM. Wir werden hochmotiviert starten. Mal schauen, was kommt.»
Die Abwehr des durch knapp 15 verletzungsbedingte Absagen gebeutelten deutschen Teams dürfte durch das Nordamerika-Trio mit Seider und den noch anreisenden Kai Wissmann und Leon Gawanke WM-Form bekommen. Der Angriff kam gegen die USA erst spät in Schwung. Tore von Dominik Kahun vom SC Bern (50. Minute/55.) und Daniel Fischbuch (57.) von der Düsseldorfer EG im spektakulären letzten Drittel kamen zu spät.
Kreis: «Bessere Entscheidungen treffen»
«Insgesamt hat die Mannschaft hart gearbeitet. Wir müssen schauen, dass wir bessere Entscheidungen treffen ohne Scheibe», fasste Kreis zusammen, nachdem das deutsche Team auch eine als WM-Test gespielte Verlängerung und ein Penaltyschießen verloren hatte.
Das gerade erst zusammengestellte US-Team ohne größere NHL-Stars war viel abgezockter und traf in der regulären Spielzeit durch Ronnie Attard (14.), Drew O’Connor (16./55.), Conor Garland (33.), Rocco Grimaldi (58.) und Sammy Walker (59.).
«Wir hatten genug Chancen, um selbst zu treffen. Das müssen wir besser machen», schimpfte der frühere NHL-Angreifer Kahun bereits in der ersten Drittelpause bei Sport1 und MagentaSport. DEB-Sportdirektor Christian Künast glaubt trotz der vielen Absagen und den Eindrücken vom Dienstag indes nicht an eine «Problemzone» im Angriff.
«Wir haben Spieler, die offensiv unglaubliches Potenzial haben. Weltmeisterschaften sind auch dafür da, dass sie dann – sag ich mal – ausbrechen. Wir sind überzeugt von unserer Truppe. Nach dem Turnier sind wir schlauer», sagte Künast am Rande des Spiels. Anders als für die Abwehr wird es indes im Angriff wohl keine Verstärkung aus Nordamerika mehr geben.
Bis zur nächsten Partie gegen die USA – dann auf WM-Niveau in Tampere am kommenden Montag – erhält nur die Abwehr noch ein wichtiges Upgrade. Am Dienstag waren in Seider von den Detroit Red Wings und den AHL-Verteidigern Wissmann und Gawanke ein wichtiges Trio noch nicht dabei. Seider war nach überstandenen Verletzungen erst am Montagabend zum Team gestoßen. Wissmann reist am Mittwoch direkt nach Finnland an und Gawanke wird erst nach dem ersten WM-Spiel gegen Schweden am Wochenende erwartet.
Fohrler muss vorzeitig vom Eis
Angesichts der personellen Nachrüstung spielte die halbe Verteidigung in München um das endgültige WM-Ticket, da Kreis bis zum Abflug am Mittwoch mindestens drei Abwehrspieler streichen muss. Tobias Fohrler vom HC Ambri-Piotta aus der Schweiz konnte dabei ab Mitte des Spiels keine Eigenwerbung mehr betreiben. Wegen eines Faustkampfs mit NHL-Stürmer Luke Tuch von den Buffalo Sabres musste der 25-Jährige mit einer Spieldauer-Disziplinarstrafe vorzeitig vom Eis.
Gleiches galt wenig später auch für den deutschen NHL-Stürmer Nico Sturm (San Jose Sharks) nach einem Check gegen den Kopf seines Gegenspielers Cutter Gauthier. Der Stanley-Cup-Sieger des vergangenen Jahres hat seinen Platz im finalen deutschen Kader indes sicher.
Einen ersten Fingerzeig im Hinblick auf die noch anstehenden unangenehmen Personalentscheidungen gab Kreis bereits mit der Aufstellung. Der 64-Jährige verzichtete auf die beiden Straubinger Mario Zimmermann und Parker Tuomie. Das Duo dürfte damit auch am Mittwoch nicht mit nach Tampere fliegen. Indes muss Kreis noch zwei weitere Abwehrspieler aus dem aktuell 29 Spieler umfassenden Kader streichen. Für die WM dürfen nur 25 Spieler gemeldet werden.